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Die Ermittlung

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Diese Veranstaltung wurde vom Peter Weiss Haus gefilmt und wird dort im Rahmen einer Ausstellung gezeigt.

PETER WEISS – DIE ERMITTLUNG 


Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich. Jeder Mensch hat das Recht auf gerichtliches Gehör.


Denkt man an die unvorstellbaren Taten, die in den Konzentrationslagern der NS-Zeit an
tausenden von Menschen mit perfidem System begangen worden sind, scheinen diese
Grundsätze, auf die sich unser Rechtsstaat und sogar die Europäische Konvention zum
Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten stützt, mehr als nur zynisch. Aber
genau diese und andere Grundsätze sind aus der Erfahrung eben jener Gräueltaten
entstanden – und schufen (noch Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs) die
Notwendigkeit, die Verbrechen an der Bevölkerung gerichtlich aufzuklären, zu
behandeln, aufzuarbeiten und zu strafen...


Als 1963 der Erste Frankfurter Auschwitz-Prozeß begann und man sich der
Mammutaufgabe stellte, wenigstens einen Bruchteil der Verantwortlichen für die im
größten der Konzentrationslager begangenen Verbrechen gerichtlich zur Verantwortung
zu ziehen, war die Erinnerung noch frisch in den Köpfen der Beteiligten und der
Bevölkerung verankert. Es gab niemanden, der zu Kriegszeiten nicht auf der einen oder
anderen Seite gestanden hätte, der nicht Täter oder Opfer gewesen wäre – oder keinen,
der nun im Zuge des Prozesses nicht in ohnmächtiger Ungläubigkeit Dinge erfahren
hätte, die in den Lagern abgeschottet und doch so unversteckt all die Jahre über vor
sich gegangen waren.
Heute, beinahe 80 Jahre nach Kriegsende, da nur noch sehr wenige Zeugen der NS-
Zeit am Leben sind, bleiben uns Briefe, Dokumente, Akten, Gedenkstätten,
Fotographien – und Erinnerungen an Erinnerungen. Auch wir stehen heute ungläubig
vor den Fakten, die sich außerhalb des menschlich Vorstellbaren befinden. Und zugleich
müssen wir sie als elementaren Bestandteil der Geschichte unseres Landes
akzeptieren.


Die Ermittlung von Peter Weiss, verfaßt im Stil eines Oratoriums, ist Dokumentartheater
im besten Sinne: Die Aussagen der Protagonisten sind zwar poetisiert und in
Themenkomplexe unterteilt, entsprechen aber den Fakten; es sind die echten Aussagen
echter Opfer und echter Täter; beide Seiten kommen gleichermaßen und gnadenlos
einander gegenübergestellt zu Gehör, ohne Bewertung, ohne Emotion und ohne In-
Szene-Setzen. Für uns ist Die Ermittlung als Lehrstück zu betrachten: In kaum einem
anderen Stück wird ein Teil wahrer Geschichte auf so grausame und schonungslose
Weise lebendig.
Unsere Inszenierung versteht sich als Teil unserer Aufgabe, diese geschichtlichen
Fakten wieder aufzuzeigen und damit einen Beitrag gegen das Vergessen zu leisten –
mehr noch: einen Beitrag dazu, daß sich dergleichen niemals wiederholt.

Wir kannten alle die Gesellschaft
aus der das Regime hervorgegangen war
das solche Lager erzeugen konnte
Die Ordnung die hier galt
war uns in ihrer Anlage vertraut
deshalb konnten wir uns auch noch zurechtfinden
in ihrer letzten Konsequenz
in der der Ausbeutende in bisher unbekanntem Grad
seine Herrschaft entwickeln durfte.

Regie: Anna-Sophie Sattler

Mit: Anja Becker, Eric Lenke, Holger Roll, Emanuel Seitz, Martin Spiecker, Simone Arians, Elias Pfändler, Aiden Pharrell Cohen, Antonia Görge, Anna-Sophie Sattler, u.A.


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